Die perfekte Welle aus dem Neusässer Friseursalon
In Erwin Schröders Salon werden in vierter Generation nicht nur Haare geschnitten und Bärte gestutzt. Das Geschäft ist auch ein ganz besonderer Umschlagsplatz.
Der Friseursalon in der Neusässer Hauptstraße gegenüber dem Rathaus ist klar strukturiert. Gleich rechts neben dem Eingang frisiert der Chef, Erwin Schröder, einen Herrn; links neben der Tür ist die Damenabteilung. Dort gibt gerade Jelka Schröder der Föhnfrisur einer Kundin den letzten Schwung.
Kein Zweifel: Der mit edlem Marmor und elf Plätzen ausgestattete Salon in dem schon älteren Haus ist ein Familienbetrieb. Auch Sohn Alexander ist in die Fußstapfen der Eltern getreten. Mit seinem neuen Barbershop, der Gentlemen`s Hairlounge, geht der unter anderem im Wella-Studio München und an der renommierten Zieger-Akademie in Konstanz bestens ausgebildete junge Mann auf die seit einigen Jahren wieder modernen Bärte bei Männern ein. Denn ein schöner Bart will perfekt rasiert sein, ob lang oder kurz, und natürlich verlangt dieses Symbol der Männlichkeit auch nach den perfekten Pflegeprodukten.
Er kann auch auf sportlichem Gebiet einiges vorweisen
„Wir sind jetzt mit Alexander in der vierten Generation Friseure“, sagt das dynamische 59-jährige Familienoberhaupt, dem man ansieht, dass er auch auf sportlichem Gebiet einiges vorweisen konnte und kann. Das Haus, in dem er heute arbeitet und wohnt, ist sein Elternhaus. Auch Erwin Schröders Großvater mütterlicherseits, Max Sinning, war Friseur – die erste Generation. In dessen Salon in der Augsburger Bleich haben Erwin Schröders Eltern, Erwin und Elfriede Schröder, gearbeitet. Diese beiden übernahmen dann Sinnings Zweigsalon in dem Haus in der Neusässer Hauptstraße, bauten ihn auf und wohnten dann auch in dem Haus. Dort wuchs ihr Sohn Erwin, der heutige Chef, auf – und ist geblieben. Mit Ehefrau Jelka und bis vor einiger Zeit noch mit Sohn Alex wohnt er über dem Friseursalon. Auch Mutter Elfriede wird hier noch versorgt.
Seine Jelka hat Erwin Schröder natürlich auch im Friseursalon kennengelernt. Sie war Lehrling seiner Eltern, arbeitete dann aber als Geschäftsführerin eines Salons in Augsburg. Erst als „Frau Schröder“ kam sie wieder zurück nach Neusäß. 1989 wurde geheiratet, und in dem Jahr kam Sohn Alexander zur Welt.
Meisterprüfung in 14 Tagen
Seine Meisterprüfung machte Erwin Schröder erst mit 33 Jahren, im 14-tägigen Crash-Kurs und nebenberuflich, denn: „Ich habe sehr aktiv Eishockey und Fußball gespielt, war Skilehrer und habe die 24-Stunden-Mountainbike-Weltmeisterschaft mitgemacht“, beschreibt der energiegeladene Friseurmeister seine damaligen Hobbys.
Ursprünglich wollte er ja Sportlehrer werden, andererseits schnell Geld verdienen – so wurde er Friseur. Aber auch das mit sportlichem Ehrgeiz: Schon nach den ersten sechs Wochen im Beruf beteiligte er sich an einem Wettbewerb – und hat ihn gewonnen. Viele Jahre stand Erwin Schröder bei Friseurshows auf der Bühne, frisierte vor Kollegen oder auch vor 1000 Zuschauern in der Augsburger Kongresshalle, nahm aktiv an nationalen und internationalen Wettbewerben teil, wurde Bester bei der bayerischen Meisterschaft und gewann den Bodenseepokal. „Ich war oft bis 21 und 22 Uhr im Geschäft, um zu trainieren“, sagt Erwin Schröder zum nötigen Einsatz. Ja, der Erfolg in diesem Beruf sei „kein Selbstläufer“, betont er. Man müsse über den Tellerrand hinausschauen. Die hohe Kunst des Frisierens verfeinerte er unter anderem bei einem zehntägigen Seminar in London oder bei einem ebenso langen Coiffure-Workshop in Paris 1987, wovon das „Diplome de Stage de Perfectionnement Coiffure“ zeugt.
Ein Umschlagplatz für Nachrichten
Und natürlich: Die Kunden! „Man muss das Persönliche rüberbringen!“ Das gehört zum Erfolgsgeheimnis eines Friseurs. „Das A und O ist es, sich nach dem Gesicht des Kunden zu richten.“ Und dann die beste Frisur für ihn zu schneiden. Dazu sei es auch wichtig, zu wissen, was der Kunde privat und beruflich mache. Überhaupt: Ein Friseursalon ist ein Umschlagplatz für Nachrichten, gleich welcher Art. „Ich bin ein Multiplikator“, weiß Schröder nur zu genau. In der Stadtmitte von Neusäß sei das fast „ein Muss“. Denn auch lokale Politprominenz lässt sich von Erwin Schröder die Haare schneiden, und dabei fragt diese schon mal, was die Neusässer so zur aktuellen Rathauspolitik sagen.
Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz sei im Bundestag für seinen tollen Haarschnitt gelobt worden. Den hat er natürlich von Erwin Schröder. Auch Geheimnisse privater Natur kommen beim Frisieren zur Sprache, aber „sie bleiben im Salon“.
Wochenlangen Urlaub gibt es nicht
Ganz schön geschafft sind die Schröders nach einem Vollzeitarbeitstag. Wochenlangen Urlaub gibt es nicht. Dreimal die Woche Fitnessstudio, Radeln, Skifahren dienen Erwin Schröder zur Erholung, und ab und zu drei Tage Kurzurlaub im Allgäu. Motto: „Vollgas, kurze Erholung. Dann geht´s weiter. Wie im Eishockey.“